Geologisch-Lagerstättenkundlicher Lehrpfad in der Marktgemeinde Kottes Bezirk Zwettl, Niederösterreich

Seit Mai 1995 gibt es im Gemeindegebiet von Kottes einen Lehrpfad mit dem Schwerpunkt "Geologie und menschliche Nutzung der natürlichen Rohstoffe dieser Region". Er wurde vom Dorferneuerungs- und Verschönerungsverein Kottes ins Leben gerufen und ist in dieser Form eine Novität im kulturellen Angebot des zentralen Waldviertels. Die Gestalter des Lehrpfades, der Geologe Andreas Thinschmidt und der Geomant Günther Lassi, wollen dem Besucher die Bedeutung des geologischen Untergrundes für die Morphologie einer Landschaft und die sich daraus ergebenden Vor- und Nachteile für eine menschliche Nutzung aufzeigen.

Die Grundidee des Lehrpfades ist, sowohl interessierten Laien und Schulklassen im Rahmen eines, in dieser Form leider nicht mehr existierenden, Heimatunterrichtes, sowie kulturinteressierten Touristen einen möglichst unkomplizierten und verständlichen Einblick in die wechselvolle Erdgeschichte dieser Region zu geben. Darüber hinaus wird die einst weit größere Bedeutung der Industrie und des Handwerks aufgezeigt, die auf den hier vorkommenden natürlichen Rohstoffen (Graphit, Eisen, Marmor) fußt. Weiters wird dadurch auch eine Möglichkeit geschaffen, der ortsansässigen Bevölkerung zu einer neuen Sichtweise und zu neuem Verständnis für die Geschichte und die Problematik ihrer Heimat zu verhelfen.

Der Lehrpfad besteht aus einem ca. 20 km langen Rundkurs mit 13 Stationen, der aufgrund der zentralen Lage des Ausgangspunktes Kottes in zwei Etappen absolviert werden kann. Als Schwerpunkte sind die zahlreichen Gewinnungsstätten für Eisenerze, Graphit und Marmor aus 900 Jahren Geschichte themenmäßig aufgearbeitet.

Als besondere Attraktion gilt wohl der noch weitgehend erhaltene Ofenstock eines Schmelzofens bei Marbach an der Kleinen Krems, wo Eisenerze und Graphit aus lokalen Vorkommen während einer kurzen Periode um die Mitte des vorigen Jahrhunderts verhüttet wurden. Die gewöhnlich nur mehr für den Sachkundigen erkennbaren Abbauspuren dieser Rohstoffe im Gelände werden dem Lehrpfadbenutzer sichtbar vor Augen geführt. Der einzige Stollen einer ehemaligen Eisenerzgewinnung, der noch bis vor kurzem begehbar erhalten war, wurde leider durch den Grundbesitzer zugeschüttet.

Die marmorverarbeitende Industrie im Raum Kottes ist ein weiteres Thema des Lehrpfades. Die zahlreichen Vorkommen von Wachauer (Spitzer-) Marmor wurden in etwa 20 kleineren und größeren Steinbrüchen genutzt, was, bezogen auf die Gemeindefläche, wohl eine der dichtesten Ansammlungen an Steinbrüchen sein dürfte. Während dieser Rohstoff heute fast nur noch im Straßenbau eingesetzt wird (Schotter- und Splitterzeugung), war die Bedeutung des Kotteser Marmors als Dekorgestein in der Zwischenkriegszeit weit größer, wie die unzähligen Verwendungsbeispiele in Österreich und dem benachbarten Ausland belegen.

Marmor wurde zu Bauzwecken auch gebrannt. Etwa 15 ehemalige Kalköfen sind im Gemeindegebiet bisher entdeckt worden. Einige davon sind im Rahmen des Lehrpfades zu besichtigen, wo der Vorgang des "Kalkbrennens" dem Besucher anschaulich erklärt wird. Einer der besser erhaltenen Öfen wurde restauriert und soll in naher Zukunft ein- bis zweimal pro Jahr zu Lehrzwecken und als Touristenattraktion in Betrieb genommen werden.

Im Rahmen der einzelnen Stationen wird auf die Eigenart der Lagerstätten, die Methoden der Gewinnung und der weitere Werdegang bis zum Roh- und Fertigprodukt eingegangen. Die Stationstafeln sind zum Teil so konzipiert, daß außer dem jeweiligen Stationstext auch Anschauungsmaterial in Form von Gesteins- und Erzproben gezeigt wird. Ein ca. 40-seitiges Begleitheft im A5-Format bietet darüber hinausgehende Informationen über allgemeine geologische Themen, über Berggesetze und ihre Handhabung, sowie historisch interessante Details, wie Ortsnamenforschung, Besiedelungsgeschichte, Landwirtschaft und Handwerk. Es enthält auch ein Vokabularium, in dem die leider unvermeidbaren Fachausdrücke erläutert werden. Dieser Führer kann zu geringen Kosten am Gemeindeamt oder in den Gaststätten erworben werden. Zwei Kapitel daraus können Sie hier als Leseproben aufsuchen.

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